Als Kind der 70er Jahre bin ich Fan der Sendung „Rappelkiste“ mit den Moderatoren „Ratz und Rübe“.

In einer Folge balanciert ein Junge über Holzpfosten. Ein anderer „feuert“ ihn im negativen Sinn mit rhythmischem, sich ständig wiederholendem Sing-Sang an: „Du kannst das nicht, du schaffst das nicht, lass das sein!“ Und na klar, der Junge wird unsicher, strauchelt und fällt runter.

Mir ist diese Szene wieder eingefallen, als ich diese Tage auf den Nocebo-Effekt gestoßen bin. Und der hat extreme Auswirkungen in der Mitarbeiterführung, deshalb will ich ihn unbedingt mit Dir teilen. Er passt auch sehr gut zum Jahresende, eine Zeit, in der wir alle ein bisschen nachdenklicher sind.

Der Placebo-Effekt sorgt dafür, dass bei Menschen die Einnahme eines wirkstofffreien Medikamentes für Besserung sorgt. Die Selbstheilung wird – durch den Glauben an das „Medikament“ – aktiviert, ganz ohne Nebenwirkungen.

Andererseits gibt es Menschen, die den Beipackzettel einer Arznei lesen und dann (fast) alle Nebenwirkungen bekommen, die der Beipackzettel hergibt. Ich kenne das selbst auch. Wenn ein Arzt sagt: „Seien sie etwas vorsichtig, es könnte auf den Magen schlagen.“, ist das Magenkrummeln vorprogrammiert. Und genau dieses Phänomen bezeichnet den Nocebo-Effekt. Der Nocebo-Effekt ist der umgekehrte Placebo-Effekt - das negative Ponton.

Und was hat das ganze jetzt mit Mitarbeiterführung zu tun?

Wir können uns in der Kommunikation ganz bewusst dafür entscheiden, ob wir ein positives Placebo oder ein negatives Nocebo einsetzen. Nocebos sorgen für unmotivierte Mitarbeiter.

Unmotivierte Mitarbeiter, hier ein paar praktische Beispiele:

Ganz schnell rutscht in einem Meeting die Bemerkung raus: „So werden wir die Zahlen nie erreichen“ oder in einem Zweiergespräch sagt man: „Mit diesem Verhalten wirst du garantiert Probleme bekommen“. Damit fällen wir schon das finale Urteil, dass das Vorhaben garantiert, misslingen wird.

Wir lenken unser Gegenüber gedanklich schon in die Richtung des Scheiterns. Wir konzentrieren uns auf den negativen Verlauf und sagen das Scheitern vorher: „Du kannst das nicht, du schaffst das nicht, lass das sein…!“

Energy flows where attention goes

Vor Jahren habe ich an einem Fahrsicherheitstraining teilgenommen. Der Fahrlehrer mahnte uns: „Wenn ihr mit dem Auto auf glatter Fahrbahn die Kontrolle verliert und auf einen Baum zu schlittert, dann schaut auf keinen Fall auf den Baum. Schaut weg vom Baum. Denn wenn ihr auf den Baum schaut, dann werdet ihr auch am Baum landen.“ Energy flows where attention goes. Ich habe mir vorgenommen ab sofort (denn warum soll ich mit den guten Vorsätzen auf den Jahreswechsel warten?) den Nocebo-Effekt aus meiner Kommunikation zu verbannen.

Anstatt: „So werden wir die Zahlen nie erreichen“ zu sagen, lenkt zum Beispiel die Frage: „Was können wir tun, um die Zahlen zu erreichen“ den Blick in eine positive Richtung. Und es stärkt unser Team, unsere Kinder und Partner, wenn wir an sie glauben und viel öfter sagen: „Du kannst das, du schaffst das, mach das!“

Ich wünsche Euch ein fröhliches Weihnachtsfest mit Euren Lieben!

Ist Dir einer der folgenden Sätze in den vergangenen Tagen durch den Kopf gegangen?

• Ich habe viel zu wenig Bewerber!
• Mein Unternehmen ist vom Fachkräftemangel betroffen!
• Wir sind zu klein und unbekannt, niemand bewirbt sich bei uns!
• Die Bewerber haben zu hohe Gehaltsvorstellungen!
• Wir verlieren Bewerber an andere Unternehmen, die mehr bieten als wir!
• Neue Mitarbeiter einzuarbeiten dauert zu lange!
• In unserer Branche / in unseren Berufen will niemand mehr arbeiten!
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