In einem Experiment haben Forscher Menschen gefragt: „Würdest du ohne Fallschirm aus einem Flugzeug springen?“
Wie lautet deine spontane Antwort auf diese Frage?
„Nein, natürlich nicht, ich bin doch nicht lebensmüde.“
Das antwortete zumindest die Mehrzahl der befragten Menschen wie aus der Pistole geschossen. Und erstmal hört sich das auch logisch und „gesund“ an.
Es gab aber auch Menschen, die nicht antworteten, sondern Gegenfragen stellten.
Springe ich allein oder ist es ein Tandemsprung? Um welche Art von Flugzeug handelt es sich? Aus welcher Höhe soll ich abspringen?
Die Menschen, die Gegenfragen stellten, sahen nicht gleich das Horrorszenario vor Augen, in dem sie hilflos aus über 3000 Meter in den Tod stürzen, sondern erfragten erstmal die Rahmenbedingungen.
Springe ich allein oder ist es ein Tandemsprung?
Hintergedanke: Dann brauche ich nämlich keinen eigenen Fallschirm und bin sicher.
Um welche Art von Flugzeug handelt es sich?
Hintergedanke: Vielleicht ist der Frager ein Scherzbold und es handelt sich um ein Spielzeug-Flugzeug, das auf einem Karussell befestigt ist.
Aus welcher Höhe soll ich abspringen?
Hintergedanke: Vielleicht ist es ein Wasserflugzeug und ich kann aus wenigen Metern in die Fluten springen.
Tatsächlich erfuhren die Menschen, die gefragt haben, dass das Flugzeug (eine kleine Cessna) am Boden stand und es sich bei dem Sprung eher um einen Hüpfer handelte, denn der Einstieg in eine Cessna ist niedriger als der von so manchem fetten SUV.
Also: Würdest du ohne Fallschirm aus diesem Flugzeug springen? Wahrscheinlich schon!
Empfehle ich dir jetzt diese Frage im Vorstellungsgespräch zu stellen? Nein!
Von Fragen, die irgendwo im Internet oder diversen Ratgebern zu finden sind, halte ich nichts. Du weißt nie, ob und wie der Bewerber sich vorbereitet hat. Kennt er diese Frage und kann mit einer schlauen Antwort glänzen oder sitzt er aufgeregt im Vorstellungsgespräch und wird jetzt auch noch gefragt, ob er ohne Fallschirm aus einem Flugzeug springen würde. Da schießt ihm vielleicht durch den Kopf: Wenn ich „Nein“ sage, halten sie mich für einen Feigling, wenn ich „Ja“ sage, halten sie mich für bekloppt. Ich glaube nicht, dass in einer solchen Situation eine Antwort zu Stande kommt, die dir die Frage beantwortet, ob vor dir ein A-Mitarbeiter sitzt.
Welche Fragen stelle ich im Vorstellungsgespräch?
Neulich sagte eine Kandidatin zu mir: „Ich bin so froh, dass Sie mir keine Fangfragen gestellt haben.“
Ist das nicht schlimm, wenn uns Menschen gegenübersitzen, die wir kennenlernen wollen und die Angst haben, dass ihnen Fangfragen gestellt werden?
So kann man sich doch nicht auf Augenhöhe begegnen, wenn der Gegenüber Angst hat in eine (wenn auch nur rhetorische) Falle gelockt zu werden.
Bevor wir zu den Fragen kommen, hier erst einmal meine Definition von einem Vorstellungsgespräch: Ein Vorstellungsgespräch dient dazu, dass sich beide Seiten kennenlernen.
Unser Ziel in Vorstellungsgesprächen ist die Erkenntnis: Passt der Kandidat zu uns? Passen wir zum Kandidaten?
Ein Vorstellungsgespräch ist keine Prüfung und schon gar kein Verhör.
Auf LinkedIn habe ich einen Post einer jungen Frau gelesen, die sich darüber beschwerte, dass Unternehmen zu sehr auf Lebensläufe schauen und man als Bewerber gleich Minuspunkte kassiere, wenn man viele Jobwechsel habe. Sie könne aber gar nichts für ihre vielen Jobwechsel, denn es habe immer gute Gründe dafür gegeben.
In ihrem Post stand sinngemäß:
Der Arbeitgeber unterstützt mich nicht in Sachen Weiterbildung? → Und Tschüss.
Der Arbeitsplatz ist zu langweilig? → Und Tschüss.
Ich will mal was Neues ausprobieren! → Und Tschüss.
Es waren noch ein paar weitere Gründe aufgeführt, die immer mit dem Hinweis „Und Tschüss“ endeten, was bedeutete: Irgendwas passt mir nicht, also kündige ich. Sie erklärte, dass sie sich für ihren Job nicht verbiegen werde. Das bedeute für sie dann eben: Und Tschüss alter Arbeitgeber, auf zu neuen Ufern.
Jetzt kannst du natürlich denken, wir sind doch hier nicht bei „Wünsch dir was“. Man kann doch nicht wegen jeder Kleinigkeit den Job wechseln wie die Unterhose.
Kann schon sein. Aber bevor wir die Schuld auf die Mitarbeiter schieben, schauen wir doch mal welchen Anteil wir als Arbeitgeber an diesem Verhalten tragen. Haben wir denn vorher gefragt, was der Kandidat sich von seinem neuen Arbeitgeber wünscht? Oder haben wir ihn nur ausgefragt, um zu erfahren, ob er zu uns passt?
Welche Fragen stelle ich im Vorstellungsgespräch?
Unsere Vorstellungsgespräche haben eine sehr viel bessere Qualität bekommen, nachdem wir alle typischen Fragen aus Vorstellungsgesprächen aus dem Protokoll gestrichen haben. Die typischen Fragen klären mehr oder weniger nur: Passt der Kandidat zu uns. Genauso wichtig ist aber zu klären: Passen wir zum Kandidaten.
Wir wollen im Gespräch in Erfahrung bringen: Wie stellt sich der Bewerber seine Zukunft vor? Welche Wünsche hat er an den Job und die Kollegen?
Wie ist die aktuelle Situation des Bewerbers? Was sind positive, aber auch negative Seiten im aktuellen Job?
Uns ist es wichtig herauszufinden, ob wir der richtige Partner sind und Stand heute, die Kriterien für eine langfristige Zusammenarbeit erfüllen.
Es ist wie im richtigen Leben. Ein Paar trennt sich ein Jahr nach der Hochzeit, weil sich plötzlich herausstellt: Er will Kinder, sie nicht. Niemand hat das Thema vorher angesprochen und plötzlich stehen die Menschen vor unüberbrückbaren Differenzen.
Ich gebe dir ein Beispiel aus meinem Unternehmen. Wir schreiben in unserer Stellenausschreibung, dass wir praktisch hierarchiefrei arbeiten. Und das ist auch so. Bei uns hat jeder Mitarbeiter seinen eigenen Verantwortungsbereich. Es gibt keine Teamleiter, Gruppenleiter, Abteilungsleiter oder ähnliches. Wenn sich jetzt jemand bei uns bewirbt, dessen Ziel es ist Abteilungsleiter zu werden, dann ist es unsere Pflicht hier ganz genau hinzuhören und darauf einzugehen. Wir müssen dem Kandidaten deutlich sagen, dass es bei uns diesen Jobtitel und die dazugehörigen Hierarchien nicht geben wird.
Im Moment sind fast alle unsere Kandidaten in festen Arbeitsverhältnissen. Das letzte Teammitglied, das zu uns gewechselt hat, war über 10 Jahre bei ihrem letzten Arbeitgeber angestellt und in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis.
Da ist es doch meine verdammte Pflicht genau zu schauen, ob das was ich dem Kandidaten biete, auch seine Erwartungen erfüllt. Ich sehe mich hier in der Verantwortung. Gegenüber dem Kandidaten, der aus seiner Sicht nicht vom Regen in die Traufe kommen will. Und auch gegenüber meinem Team. Denn wenn wir jemanden einstellen, dann immer mit der zu diesem Zeitpunkt bestehenden Überzeugung: Das passt für beide Seiten und wir planen langfristig zusammenzuarbeiten.
Welche Fragen stelle ich im Vorstellungsgespräch? Auch hier gilt: Die Qualität der Fragen bestimmt die Qualität der Antworten. Alle Fragen, die wir stellen, bestehen immer aus einem Soll-Ist-Vergleich. Das bedeutet wir beleuchten immer beide Seiten. Das Negative und das Positive. Was soll bleiben, wo wünscht sich der Kandidat Veränderung.
- Was stört Dich im Moment fachlich am meisten im jetzigen Job?
- Was gefällt Dir bei Deinem derzeitigen Arbeitgeber am besten, bezogen auf Deine Aufgaben?
- Was würdest Du im jetzigen Job sofort ändern, wenn Du könntest?
- Was gefällt Dir aktuell so gut, dass Du es auch in Zukunft nicht missen willst?
Tipp an der Stelle: Erst nach dem „Negativen“ fragen. Das fällt den Menschen einfacher zu beantworten.
Vielleicht stellst du fest, dass du die Schmerzen des Kandidaten in deinem Unternehmen lösen kannst und der Interviewte sich bei dir wohlfühlen wird. Vielleicht wirst du aber auch erkennen, dass die Dinge, die den Kandidaten stören, bei dir genau so oder so ähnlich ablaufen und der Job bei dir keine gute Lösung für den Kandidaten ist.
Das war ein kurzer Einblick. Das coveto-System-Jobinterview dauert in der Regel 2 bis 2,5 Stunden und durchläuft mehrere Phasen. Das alles hier zu schreiben, sprengt leider den Rahmen. Wenn du mehr darüber erfahren willst, schreibe mir. Dann greife ich das Thema gerne nochmal auf und stelle die anderen Gesprächsphasen vor.
Ist Dir einer der folgenden Sätze in den vergangenen Tagen durch den Kopf gegangen?
- Ich habe viel zu wenig Bewerber!
- Mein Unternehmen ist vom Fachkräftemangel betroffen!
- Wir sind zu klein und unbekannt, niemand bewirbt sich bei uns!
- Die Bewerber haben zu hohe Gehaltsvorstellungen!
- Wir verlieren Bewerber an andere Unternehmen, die mehr bieten als wir!
- Neue Mitarbeiter einzuarbeiten dauert zu lange!
- In unserer Branche / in unseren Berufen will niemand mehr arbeiten!
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